GELD-Magazin, Nr. 3/2025

BANKING . Kurzmeldungen

Vermögensregister Zankapfel

Fluch und Segen. Die Debatte um das geplante EU-weite zentrale Vermögensregister gewinnt zu nehmend an Brisanz. Ziel des Vorhabens ist es, alle wesentlichen Vermögenswerte von natür lichen und juristischen Personen innerhalb der EU zu erfassen – darunter Bankkonten, Immobi lien, Wertpapiere, digitale Währungen sowie be wegliches Vermögen von erheblichem Wert, wie etwa Kunstwerke. Peter Wagesreiter, Partner bei HSP.law, äußert sich differenziert: „Ein eu ropäisches Vermögensregister könnte – wenn es rechtsstaatlich und technisch sauber umgesetzt wird – ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Finanzkriminalität sein. Dennoch müssen wir uns sehr genau ansehen, welche Konsequenzen das für die Bürgerinnen und Bürger hat. Die Erfas sung persönlicher Vermögenswerte in einem zen tralen Register bedeutet einen tiefen Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung.“

Bankenverband: Preis für Wissenschaft

Auszeichnung. Der Bankenverband hat zum 47. Mal den mit 25.000 Euro dotierten Bankenverbandspreis zur Unterstützung und Förderung von jun gen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vergeben (siehe Abbildung). Seit 1978 wurden insgesamt 371 Personen für ihre wissenschaftlichen Arbei ten ausgezeichnet. Andreas Baumgartner und Bernhard Burtscher haben mit ihren Arbeiten die Jury dieses Jahr überzeugen können. Die Habilitations schrift von Baumgartner trägt den Titel „Unternehmensvererbung – zu Kolli sion und Konvergenz von Erbrecht und Unternehmensrecht“. Sie untersucht die zahlreichen Fragen, besonders solche haftungsrechtlicher Natur, die sich bei der Vererbung ergeben können. Burtscher hat sich mit seiner Schrift zu „Zivilrecht und Zahlungsverkehr“ habilitiert und damit ein wichtiges banken spezifisches Thema behandelt. In der Arbeit geht es um Überweisungen und Lastschriften, Debit- und Kreditkarten.

EZB: Pause angebracht

Mission erfüllt. Die Europä ische Zentralbank hat An fang Juni beschlossen, den Zinssatz für die Einlagefazili tät um 25 Basispunkte auf 2,00 Prozent zu senken. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde wiederum auf 2,15 Prozent und der Spitzenrefi nanzierungssatz auf 2,40 Prozent angepasst. Florian

DIE ZAHL DES MONATS 11,5 Milliarden

Nahe am Rekord. Der österreichische Bankensektor zeigte sich 2024 trotz konjunktureller Schwäche und geopolitischer Risiken stabil. Die heimischen Institute erzielten 2024 mit 11,5 Milliarden Euro den zweithöchsten Jahresgewinn ihrer Geschichte. Die Banken nutzten diese Gewinne zum überwiegenden Teil zur Stärkung des Eigenkapitals. Die harte Kernkapitalquote (CET1-Quote) lag Ende 2024 bei 17,5 Prozent und damit weiterhin leicht über dem EU Durchschnitt. Das Eigenkapital ist nach dem Gewinn der zweite we sentliche Risikopuffer, da es zur Abdeckung künftiger Verluste zur Verfügung steht. Für 2025 gehen die Banken zwar von einem Rück gang der Profitabilität aus, bleiben aber vorsichtig optimistisch. Die angespannte Konjunktur wirkte sich 2024 allerdings spürbar auf die Kreditqualität der österreichischen Banken aus. Der Anteil notlei dender Kredite stieg zum Jahresende auf drei Prozent, was vor allem auf Ausfälle in den Branchen Immobilien, Bau, Industrie und Handel zurückzuführen war.

Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor, SAFE

Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung, SAFE, kommentiert die Situ ation: „Wie von den Märkten allgemein erwartet, hat die EZB erneut die Zinsen gesenkt. Allmählich wäre eine Zinspause angebracht. Die Inflation hat mit 1,9 Prozent ihren Zielwert sogar etwas unterschritten. Eine weitere geldpolitische Lockerung scheint aktuell nicht mehr not wendig. Der Prozess einer Stabilisation der Inflation scheint abgeschlossen. Mit der achten Senkung in Folge sind die Realzinsen jetzt fast bei null und eine weitere Stimulation der Wirtschaft durch niedrige Zinsen ist im Moment nicht angebracht.“

Credits: Christian Mikes; beigestellt

16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025

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