GELD-Magazin, Nr. 3/2025
ASSET ALLOCATION . Breit diversifiziert
Die OECD hat ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum für 2025 und 2026 auf 2,9 Prozent gesenkt, was auf zunehmende Handelsbarrieren und politische Unsicherheit zurückzuführen ist. Wolfgang Fusek, Steiermärkische Spar kasse: „Insbesondere die von der US-Re gierung unter Präsident Donald Trump eingeführten und geplanten Zölle bela sten den internationalen Handel und
Aktien erzielen werden. Der schwächere Dollar bleibt kurzfristig für Investitionen in den USA noch belastend. Der asiatische Raum ist günstiger bewertet und entwickelt sich gut, obwohl die Immobilien situation in China zeitweise die dortigen Märkte noch belastet. Das Potential ist aber auch hier für die Zukunft gegeben.“ Werden bei Aktien gewisse Regionen bevorzugt? „Wir sind in unseren Portfolios grundsätzlich immer breit diversifiziert und weltweit aufgestellt. Derzeit sehen wir in Europa mehr Chancen als in den USA und be vorzugen die Eurozone plus UK im geringen Ausmaß vor den USA. Der US-amerikanische Aktienmarkt bleibt jedoch immer noch am höchsten gewichtet. Nebst Gewichtungen in Asien-Pazifik und Ja pan sind wir auch in den Emerging Markets investiert und heben extra China hervor. Auch im Anleihenteil sind wir grundsätzlich im mer breit diversifiziert und in verschiedensten Anleihensegmenten investiert. Wir favorisieren derzeit Euro-Staatsanleihen, dicht ge folgt von Euro-Unternehmensanleihen sehr guter Bonität, die wir vorrangig via Einzeltitel abdecken. Die Duration liegt zwischen 4,5 und 5 Jahren. Von Vorteil sind auch die Investments in Emerging Markets Local Currency und Hard Currency. Fremdwährungsanlei hen dienen als Beimischung, ebenso wie Euro-High-Yield-Anleihen. Generell werden die Fremdwährungen zum Euro gehedgt bis auf die Lokalwährungen im Emerging-Markets-Segment. für Auftrieb an den Börsen sorgen. In den vergangenen Monaten haben wir wiederholt vor Übertreibungen an den Märkten gewarnt – insbesondere im Technologiesektor. Im Rahmen der zunehmenden Unsicherheiten rund um die US-Handelspolitik und angekündigte Zölle haben sich diese Bewertungsübertreibungen zuletzt etwas ab gebaut. In Summe ist das Glas also halb voll, doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen. Der Handelskonflikt und die erratische US Außenpolitik könnten noch länger für Marktschwankungen sorgen.“ Kurzfristig ergaben sich durch Kurskorrekturen Chancen, von de nen die Schoellerbank einige selektiv genutzt hat: „Im Technologie sektor beobachten wir eine zunehmende Differenzierung: Unter nehmen wie Apple oder Amazon, deren Abhängigkeit von chine sischen Produkten besonders groß ist, sind stärker von Handelskon flikten betroffen. Dagegen sind Softwarefirmen wie Microsoft oder Meta, deren Geschäftsmodelle weniger auf internationale Lieferket ten angewiesen sind, robuster aufgestellt. Branchenbezogen bevor zugen wir aktuell IT, Gesundheitswesen und Finanzwerte. Industrie- und Nicht-Basiskonsumgüter hingegen beurteilen wir angesichts konjunktureller Risiken zurückhaltend. Aufgrund der starken Aktien performance der vergangenen Jahre und nach wie vor ambitionier ter Bewertungen in einzelnen Marktsegmenten, sind wir aktuell neutral positioniert.“
Wolfgang Fusek, Leiter Fondsmanagement, Steiermärkische Sparkasse
führen zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in vielen Ländern.“ Zu den Aktienmärkten sagt er: „In Bezug auf das Kurs Gewinn-Verhältnis zeigen sich US-Aktien sowohl historisch als auch gegenüber Europa aktuell als teurer, die höheren Gewinnerwar tungen lassen eine teurere Bewertung allerdings als gerechtfertigt erscheinen. Europa ist deutlich günstiger bewertet und konnte in den ersten Monaten im neuen Jahr auch davon profitieren. Wir ge hen aber davon aus, dass die US-Märkte mittel- bis langfristig wie der besser die konjunkturelle Dynamik und den flexibleren Arbeits markt widerspiegeln werden und eine attraktive Kurssteigerung bei
ZÖLLE . Noch keine Klarheit
Die Unsicherheit in der Realwirt schaft ist weiterhin erheblich. Internationale Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie auf die veränderte US-Zollpolitik reagieren sollen. Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank: „Unsicherheit führt typischerweise zu Zurückhaltung – ins besondere bei Investitionen. Erst in den kommenden Monaten wird sich zeigen,
Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender, Schoellerbank
wie sich die erratische US-Handelspolitik auf den globalen Wirt schaftsmotor tatsächlich auswirkt.“ Die politische Unklarheit ist also derzeit hoch und belastet auch die Finanzmärkte spürbar. „Jede neue Kehrtwende der US-Administration führt zu kurzfri stigen Marktreaktionen. Positiv zu werten ist die Aussicht auf den Abbau von Regulierungen. Gerade der Unternehmenssektor könnte hiervon spürbar profitieren, was die Aktienmärkte unterstützen dürfte. In Europa beflügeln geld- und fiskalpolitische Impulse die Märkte. Die EZB plant weitere Zinssenkungen, und zusätzliche Staatsausgaben im Bereich Infrastruktur und Verteidigung könnten
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