GELD-Magazin, Nr. 3/2025
BANKING . Privatbanken-Umfrage
AKTIEN . Uneinheitliches Bild
Die Weltwirtschaft steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen haben. Harald Holzer, CIO der Kathrein Privat bank: „Kurzfristig könnte ein Handels krieg zwischen großen Wirtschaftsblö cken zu einem signifikanten Rückgang des globalen BIP führen, möglicherwei se um 0,5 bis über 1 Prozent. Langfristig besteht das Risiko einer globalen Rezes
Holzer zeigen die internationalen Aktienmärkte ein uneinheitliches Bild: „Während wir den österreichischen Markt mit einem KGV von 11,4 als günstig einschätzen, sind die USA mit KGVs von 23,5 (S&P 500) und 31,0 (Nasdaq 100) deutlich höher bewertet. Historisch gesehen sind die Bewertungen in den USA relativ hoch. In unserem aktuellen Portfolio haben wir die Aktienquote in Richtung Europa erhöht, da uns die Bewertungen dort attraktiver erscheinen. Wir setzen einerseits auf zyklische Industriewerte und Rohstoffunter nehmen und andererseits auch auf defensive Basiskonsumgüter und Versorger, während wir im Energiesektor und bei Unterneh men aus dem Nicht-Basiskonsumgütersektor untergewichtet sind. US-Aktien bleiben wichtig, jedoch haben wir hier eine Reduzierung vorgenommen, um das Risiko einer Unterperformance zu minimie ren.“ Im Fixed-Income-Bereich sieht Holzer nach wie vor Chancen, insbesondere in Staatsanleihen, die als stabiler Anker in den Portfo lios dienen: „Unternehmensanleihen bieten aus unserer Sicht ein moderates Risiko bei potenziell höheren Erträgen, jedoch ist der Zu gang für Retail-Investoren aufgrund der Regulierung eingeschränkt. Edelmetalle, insbesondere Gold, können eine sinnvolle Beimischung sein, da sie wenig Korrelation mit den Aktienmärkten haben und ei nen Schutz bei geopolitischen Unsicherheiten bieten können. Roh stoffe haben wir untergewichtet.“ Portfolios regelmäßig auf mögliche Risiken hin zu überprüfen.“ Derzeit sieht Lukasser im Aktienbereich keine klare Übergewich tung bei bestimmten Regionen oder Branchen: „Im Pharmasektor und in der Schweiz haben gestiegene regulatorische Risiken zu ei ner Neutralbewertung geführt. Schwellenländer erscheinen nach einer Phase hoher Unsicherheit wieder attraktiver, auch wenn strukturelle Herausforderungen bleiben. Die Bewertungen in den USA halten wir für hoch, während wir bei den Gewinnerwartungen vieler Analysten eine gewisse Skepsis haben.“ Gold bleibt für LGT ein wichtiger Baustein in der strategischen Vermögensallokation. Der Experte sagt dazu: „Gerade in Zeiten geopolitischer Unsicher heit und potenzieller Inflationsrisiken bietet Gold als Diversifikati onsinstrument wertvollen Schutz. Es dient Anlegern nicht nur als si cherer Hafen, sondern auch als Absicherung gegen Währungsab wertungen und Inflation. Aus unserer Sicht bleibt Gold deshalb eine empfehlenswerte Komponente in einem breit aufgestellten Portfolio. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China bleibt ein zentraler Faktor für unsere Anlagestrategie. Zölle und die damit verbundene Unsicherheit beeinflussen weltweit Investitionen, den Konsum und das Wachstumsklima. Aktuell halten wir das Risiko ei ner deutlichen Verschärfung des Konflikts für überschaubar, blei ben bei unserer Allokation aber flexibel und wachsam.“
Harald Holzer, Chief Investment Officer, Kathrein Privatbank
sion, wenn sich die Handelskonflikte weiter ausweiten. Es scheint aber, als würde Präsident Trump seine hohen Zollforderungen als Verhandlungstaktik einsetzen. Nichtsdestotrotz bleibt die Frage, was nach den Moratorien und Verhandlungen von den Zöllen noch übrigbleibt. Auch ein Zollsatz von zehn Prozent hätte negative Aus wirkungen auf den globalen Handel. Die Unsicherheiten über zu künftige Marktbedingungen könnten Unternehmen dazu zwingen, Investitionen zurückzustellen, was das Wachstum hemmt. Insge samt erwarten wir ein moderates Wachstum, das jedoch durch geo politische Spannungen und Handelskonflikte gefährdet ist.“ Laut
PORTFOLIOS . Auf Risken checken
Die Weltwirtschaft bleibt auch 2025 von hoher Unsicherheit geprägt. In den USA erwartet LGT nach wie vor eine Wachstumsver langsamung. Jürgen Lukasser, LGT Private Banking Europe: „Für das Gesamtjahr gehen wir in den USA von einem moderaten Plus von rund 1,1 Prozent aus. In der Eurozo ne sehen wir im ersten Halbjahr kaum Wachstum, rechnen aber im weiteren
Jürgen Lukasser, Deputy CIO, LGT Private Banking Europe
Jahresverlauf mit einer leichten Erholung. In China dämpfen struk turelle Herausforderungen weiterhin die Dynamik, auch wenn Im pulse aus dem Industriesektor und eine vorsichtige Entspannung im Handelskonflikt für etwas Stabilität sorgen. Insgesamt bleibt das Umfeld anspruchsvoll und risikobehaftet.“ Die Bewertungen an den internationalen Aktienmärkten, insbesondere in den USA, liegen laut dem Experten derzeit deutlich über dem historischen Durch schnitt: „Angesichts moderater Wachstumserwartungen bei den Unternehmensgewinnen sehen wir das Risiko einer Überbewertung. Wir raten Anlegern daher zu Vorsicht und empfehlen, die eigenen
Credits: beigestellt/Archiv
22 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025
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