GELD-Magazin, Nr. 3/2025
GASTBEITRAG . Detlef Glow, LSEG
Investitionen in Europa – ETF-Anleger zieht es in die Heimat!
preise erhöhen. Höhere Preise könnten die Inflation anfeuern und zu Kaufzurückhaltung bei den Konsu menten führen. Da weder eine höhere Inflation und in der Folge möglicherweise höhere Zinsen oder ausblei bende Käufer positiv für die Wirtschaft sind, bleibt zu hoffen das die Politik sich auf einen Modus operandi verständigt, bei dem keine (zusätzlichen) Zölle erho ben werden. Sollte dieser Trend tatsächlich nur poli tisch motiviert sein, gilt die bekannte Börsenweisheit, dass politische Börsen und damit auch die entspre chenden Trends kurze Beine haben. In diesem Fall dürften die derzeitigen Marktturbulenzen schneller vorüber sein, als viele Marktbeobachter vermuten. Fazit Sollten andernfalls die Zölle bestehen bleiben, müssen sich die Investoren auf eine Zeitenwende einstellen. Eine Frage, die dabei offenbleibt, ist, ob Investitionen in den Heimatmarkt die Anleger vor Verlusten schüt zen. Aufgrund der niedrigeren Bewertungen und einem möglichen Erstarken der Binnennachfrage, so wie dem fehlenden Währungsrisiko, könnte die Anla ge in europäische Unternehmen tatsächlich, im Ver gleich zu US-Aktien, für europäische Anleger die bes sere Wahl sein.
In den letzten Jahren bevorzugten ETF-Investoren in Europa – neben global anlegenden Aktien-ETFs – insbesondere Produkte, die in den USA investierten. Seit Jahresbeginn hat sich dieser Trend umgekehrt.
Gleichzeitig zu den Nettozuflüssen in US-Aktien-ETFs in den letzten Jahren, verzeichneten ETFs, die ihren Anlageschwerpunkt in der Eurozone bzw. in Europa hatten, eher niedrige Mittelzuflüsse oder sogar Mit telabflüsse. Dieses Verhalten der Investoren war in sofern nachvollziehbar, als die USA eine starke wirt schaftliche Entwicklung vorweisen konnte, während Europa hinter den Wachstumserwartungen herhink te. Dennoch gab es auch in Europa Aktien, die mit der Wertentwicklung der „Glorreichen Sieben“ (Ma gnificent 7: Alphabet, Amazon, Apple, Meta Plat forms, Microsoft, Nvidia und Tesla) mithalten konn ten. Die gute Wertentwicklung der unter dem Begriff GRANOLAS zusammengefassten Aktien (GSK, Ro che, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L‘Oreal, LVMH, Astra Zeneca, SAP und Sanofi) wurde jedoch von den europäischen Investoren weitestgehend über sehen. Dies lag zum Teil an der mangelnden Bericht erstattung über diese Aktien, während die „Glor reichen Sieben“ seit Sommer 2024 fast täglich Schlag zeilen machten. Donald Trump verschreckt Investoren Mit den Diskussionen um mögliche (Straf-)Zölle durch die Trump-Administration in den USA hat sich dieser Trend gedreht. Während ETFs, die in den USA investieren, bis Dezember 2024 hohe Mittelzuflüsse verzeichneten, sind diese während des ersten Quartals 2025 stark zurückgegangen. Im Gegensatz dazu ver zeichnen ETFs, die in Europa investieren, seit Januar 2025 deutliche Mittelzuflüsse. Zwar haben ETFs, die in den USA investieren, auch immer noch Mittelzu flüsse, aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau als zuvor. Bis jetzt kann niemand vorhersagen, welche Folgen die von den USA angekündigten (Straf-)Zölle haben werden. Klar ist nur, dass die betroffenen Staaten ebenfalls die Zölle auf Importe aus den USA erhöhen werden. Somit werden die Zölle auf beiden Seiten die Herstellungspreise und in der Folge auch die Verkaufs
Detlef Glow, Research Lead ETFs, LSEG Data & Analytics
detlef.glow@lseg.com
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Europäische Anleger bevorzugen wieder Aktien in Europa
Zu- bzw. Abflüsse in Regionen-ETFs in Mrd. USD
20
Aktien Europa
Aktien Eurozone
Aktien USA
15
10
5
0
Mai´24
Jul.´24
Apr.´24
Apr.´25
Okt.´24
Feb.´24
Feb.´25
Dez.´23
Dez.´24
Jän.´24
Jän.´25
Jun.´24
Nov.´24
Sep.´24
Mär.´24
Aug.´24
März´25
Quelle: LSEG Lipper
In den vergangenen Jahren galten US-Aktien als das Non-Plus-Ultra. Entsprechende ETFs erfreuten sich hoher Mittelzuflüsse. Seit Jänner werden US-Aktien gemieden.
Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 23
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