GELD-Magazin, Nr. 3/2025

SOMMERGESPRÄCH . Alois Wögerbauer, 3 Banken-Generali

„Warten Sie nicht auf die perfekte Welt, es gibt sie nicht.“

winnausweise der exportstarken US-Großkonzerne positiv beeinflussen.

Nach dem turbulenten ersten Halbjahr rät Alois Wögerbauer von Hektik ab. Er empfiehlt eine gesamthafte Betrachtung von Währungen und Unternehmen. Wieder gesucht: Europäische Small- und Mid-Caps.

In Österreich: schwache Konjunktur und steigende Inlandsaktien – wie passt das zusammen? Es ist eine klassische Fehleinschätzung in exportori entierten Ländern, von der Inlandskonjunktur auf den Inlandsaktienmarkt zu schließen. Zudem zeigt die Börse sehr selten den IST-Zustand, es wird eher eine Entwicklung der Zukunft vorweggenommen oder eine Fehlentwicklung der Vergangenheit bereinigt. Die führenden und im Wiener Index hochgewichte ten Unternehmen haben wenig mit der Inlandskon junktur zu tun, es sind europäisch oder global orien tierte Unternehmen. In Österreich entfallen über zwei Drittel der Umsätze an der Börse auf Auslandsinve storen. Die globalen Kapitalströme verändern sich, Geld fließt wieder mehr nach Europa, Small- und Mid-Caps werden wieder gesucht, die Leitzinsen wer den sinken, Deutschland investiert. Wir denken, dass der Aufholprozess noch nicht abgeschlossen ist. Weil es eine Welt ohne Probleme nie gegeben hat und nie geben wird. Und weil die Theorie der effizienten Märkte davon ausgeht, dass alle bekannten Informati onen in den aktuellen Kursen enthalten sind. Wir tei len diesen Ansatz. „Ich kaufe Gold nicht am Höchst stand“ ist emotional nachvollziehbar, aber 2.200, 2.500, 2.800 und 3.100 Dollar je Unze waren auch ein Höchst stand. In den vergangenen 25 Jahren ist die Weltwirt schaft nur zwei Mal geschrumpft und hat dies jeweils im nächsten Jahr überkompensiert. Im Aktienbereich investieren wir in erfolgreiche Unternehmen, die je weils politischen Umstände nehmen wir zur Kenntnis. Auf längere Sicht setzen sich immer die erfolgreichen Unternehmen durch, regional und international. „Die Zukunft ist niemals klar. Schon für ein bisschen Ge wissheit muss man einen hohen Preis bezahlen. Des halb ist die Unsicherheit der Freund von Langfristinve storen.“ Warren Buffett hat dies wiederholt gesagt – und vor allem gelebt. Der Erfolg gibt ihm recht. Die Welt ist voller Probleme, warum soll ich da investieren?

Die US-Staatsschulden werden wieder zuneh mend thematisiert – ist die Lage ernst? Grundsätzlich ja, was nicht bedeutet, dass eine Eska lation bevorsteht. Es bleibt aber festzuhalten, dass die Märkte ein an und für sich bekanntes Thema aktuell stark in den Vordergrund stellen. In Relation zu einer jährlichen Wirtschaftsleistung bewegen sich die US Schulden Richtung 130 Prozent. Dazu kommt, dass die USA im globalen Vergleich hohe Zinsen bezahlen werden müssen. Der jährliche Zinsendienst, ohne ei nen Dollar getilgt zu haben, liegt 2025 bei knapp 1.000 Milliarden Dollar. Dies entspricht 4,6 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA. In Deutschland liegt diese Zahl aktuell bei 0,6 Prozent, in Österreich bei 1,1 Prozent. Zudem stehen in den USA in den kommenden beiden Jahren rekordhohe Refinanzierungen an. Achten Sie daher in den kom menden Wochen und Monaten immer auf die Rendi te der langlaufenden US-Staatsanleihen, sie werden sich zum zentralen Stimmungsbarometer für die glo balen Finanzmärkte entwickeln. Ist der US-Dollar abwertungsgefährdet? Ja, wir raten aber von hektischen Vorgriffen ab. Seit zwei Jahrzehnten galt der US-Dollar als sicherer Ha fen in schwierigen Phasen; dieses Image ist ange kratzt bis verloren. Eine vergleichsweise höhere In flation und ein vergleichsweise höherer Schulden stand sind keine gute Ausgangsbasis. Zudem geht aus allen Strategiepapieren der Trump-Administrati on hervor, dass man sich grundsätzlich einen schwä cheren US-Dollar wünscht. Bei diesem Thema wer den – im Gegensatz zu anderen Themen – auch die großen US-Konzerne nicht widersprechen. Ein echtes großes Warnsignal wäre, wenn die US-Noten bank zur Sicherung der Staatsfinanzierungen Staats anleihen kaufen würde – oder müsste, weil die Mär kte dies erfordern. Wichtig bleibt aber eine gesamt hafte Betrachtung von Währung und Unternehmen. Ein potenziell schwächerer US-Dollar würde die Ge

Alois Wögerbauer, Fonds manager und Geschäfts führer der 3 Banken- Generali Investment GmbH

www.3bg.at

EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt

Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 25

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