GELD-Magazin, Nr. 3/2025

SOMMERGESPRÄCH . Ken Van Weyenberg, Candriam

Biomedizin: Neue Innovationen und Anlagechancen

Das Jahr 2024 war für den Sektor Biotechnologie nicht einfach, auch der Start 2025 fiel eher holprig aus. Warum jetzt aber viele Ampeln auf grün stehen, verrät Experte Van Weyenberg.

Welche Innovation waren zuletzt aus dem Sektor zu vermelden? Die Innovationen befinden sich auf einem Höhe punkt - und es kommt noch mehr in den nächsten Jahren. Die Forschungs- und Entwicklungspipeline ist prall gefüllt, das Spektrum an Therapeutika ver breitert sich. Und Künstliche Intelligenz (KI) hat das Zeug dazu, die Arzneiforschung zu beschleunigen, wobei bekanntlich die Entwicklung für Medika mente zeitaufwendig und kostspielig ist. Es dauert acht bis zehn Jahre von der Forschungsphase bis zur Zulassung eines Präparates. KI hat großes Potenzial, hier für mehr Effizienz zu sorgen. Welchen Krankheiten wird - nicht nur mit KI - der Kampf angesagt? Alzheimer, Parkinson und natürlich Krebs sind sehr wichtige Felder mit großem medizinischem Bedarf. Ein Beispiel für Innovationen: BioNTech erzielt Fort schritte bei RNA-basierten Krebsimpfstoff-Program men. Aber auch Seltene Krankheiten, sogenannte „orphan diseases“ bergen großes Potenzial. Der letzte Punkt klingt zunächst etwas wider sprüchlich - wie können Krankheiten, die selten auftreten, hohes Potenzial aufweisen? Das lässt sich so auflösen: Medikamente gegen „or phan diseases“ sind sehr teuer und die Margen lie gen hoch. Das ökonomische Potenzial ergibt sich also aus der Gefährlichkeit dieser Krankheiten und den sehr hohen Preisen. Die Bedeutung wurde auch bereits von den großen Pharmaunternehmen er kannt, Medikamente gegen Seltene Krankheiten be finden sich in deren Pipeline. Können Sie zum Abschluss Zahlen zur Größen ordnung der Biotech-Industrie nennen? Es handelt sich um kein Nischensegment, sondern um eine 1,3 Billionen Dollar schwere Industrie. Zu ihr gehören weltweit führende Unternehmen, die medizinische Durchbrüche erzielen. Wir gehen da von aus, dass Übernahmen in der Branche zuneh men werden, auch das birgt Investmentpotenzial.

Der Bereich Biotechnologie performte im Vorjahr ernüchternd, warum soll es jetzt besser werden? Dafür sprechen mehrere Argumente wie zum Bei spiel die soliden Fundamentaldaten und eine Erho lung bei den Umsatzzahlen. Weiters wichtig ist: Die Bewertungen der Biotech-Unternehmen befinden sich auf einem historisch gesehen sehr attraktiven Ni veau; Biotech-Small-Caps bilden innerhalb des ge samten Gesundheitsbereichs den günstigsten Sektor. Vor allem für Langzeit-Investoren sehe ich jetzt sehr interessante Zeiten gekommen. Zum „big picture“ sollte man auch hinzufügen, dass nach dem Covid Boost der Bedarf an Biotech-Produkten und Lö sungen nach 2022 zurückgegangen ist, hier ist aber eine Erholung zu beobachten - der Rebound läuft. Wie wirkt sich der Zollstreit auf den Sektor aus? Hersteller von Generika und Biosimilars werden vor aussichtlich von den Zöllen ausgenommen, da diese Produkte für den Zugang zu erschwinglichen Medi kamenten entscheidend sind. Für globale Pharmaun ternehmen ist die Situation differenzierter. Allge mein wird erwartet, dass diesen Unternehmen Zeit zur Anpassung eingeräumt wird. Viele von ihnen pla nen bereits jetzt, ihre Produktionsstätten in die USA zu verlagern. In der Biotechnologiebranche haben mehr als 80 Prozent der Unternehmen ihren Sitz in den Vereinigten Staaten, sodass die Auswirkungen von Zöllen nicht sehr gravierend sind, selbst wenn ei nige Komponenten aus Asien bezogen werden. Der Einfluss der neuen FDA-Leitung ist noch nicht vollständig abschätzbar. Die ersten Äußerungen von FDA-Kommissar Makary waren bemerkenswert kon struktiv. Daher wird erwartet, dass die FDA eher eine Phase der allmählichen Evolution als des radi kalen Wandels durchlaufen wird, während sie sich an neue administrative Prioritäten anpasst. Neben den Zöllen ist Donald Trump auch bei der FDA umtriebig, hat das Folgen?

Ken Van Weyenberg, Head of Client Portfolio Management Fundamental Equity, Candriam

www.candriam.com

EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt

Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 35

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