GELD-Magazin, Nr. 3/2025
doch Wagner zeigt ernüchternde Fakten: „Recyclingverfahren tragen derzeit weniger als ein Prozent zur globalen Versorgung mit Seltenen Erden bei, da Materialdesigns oft noch nicht recyclinggerecht sind und die Trennung komplex sowie die Skalierung ge ring erscheinen. Kurzfristig dürften weder neue Lieferquellen noch Recyclingverfahren eine signifikante Entlastung bieten, jedoch könnten sie langfristig wichtige Teile der Lösung darstellen.“ Kurzfristig scheint nur die Erweiterung der Versorgung durch den Ausbau bestehender Minen möglich. Minentitel selektieren Minenkonzerne mit Nebenprodukt Seltener Erden oder kleinere Seltene-Erden-Minen? – dazu Wagner: „Etablierte Produzenten in westlichen Ländern, die bereits über funkti onierende Minen und Verarbeitungsanlagen verfügen, bieten unserer Meinung nach ten denziell mehr Sicherheit und Stabilität. Die se Unternehmen erweitern ihre Kapazitäten und verbessern ihre Infrastruktur, um die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und die Lieferketten zu diversifizieren. Auf strebende Projekte bieten ebenfalls vielver sprechende Investitionschancen, sind je doch mit höheren Risiken behaftet“ und er ergänzt: „Investoren sollten bei ihren Ent scheidungen auf mehrere Faktoren achten: Unternehmen mit niedrigen Betriebskosten bieten eine bessere Pufferwirkung, falls die Preise fallen. Gute Jurisdiktionen erschei nen uns wichtig, um rechtliche und poli tische Risiken zu minimieren. Projekte, die Free-Cashflow-positiv oder kurz davor sind, bieten finanzielle Stabilität. Angemessene Verschuldungslevels sind ebenfalls ent scheidend, um das Risiko einer Überschul dung zu vermeiden.“ Bei Rio Tinto kommen kritische Minerale als Nebenprodukt vor, wie beispielsweise Scandium als Nebenprodukt von Titandio xid in Quebec. Mehr Bezug zu strategischen Metallen hat die australische Iluka Resour ces mit einer starken Pipeline von Projekten, die bedeutende Mengen Seltenere Erden enthalten. Zur Verarbeitung baut die renta ble Iluka derzeit eine Raffinerie für Seltene Erden. Zwei Klassiker für die Förderung Sel
Seltene Erden bestimmen langfristig über den technologischen Fortschritt.
tener Erden außerhalb Chinas sind die aus tralische Lynas Rare Earths und die US amerikanische MP Materials, deren Moun tain Pass Mine weltweit über zehn Prozent der Seltenen Erden fördert. MP Materials verarbeitet Materialien weiter zu Magneten. Lynas bietet Neodym, Praseodym, Lanthan, Cerium und diverse schwere Seltenen Erden an und verfügt über die laut eigenen Anga ben weltgrößte Verarbeitungsanlage für Seltene Erden in Malaysia. Im Verarbei tungsbereich Seltener Erden und der Her stellung von Magnetpulver sowie Magneten erscheint die kanadische Neo Performance Materials vielversprechend. ETFs mit Bezug zu Seltenen Erden Es gibt bislang nur wenige ETFs für Seltene Erden. Ein ETF, der mit 22 Werten das The ma mitabdeckt, ist der VanEck Rare Earth and Strategic Metals. Er berücksichtigt auch chinesische Firmen. China ist Ende Mai mit 32 Prozent gewichtet, gefolgt von Australi en, USA und Kanada (zusammen ca. 48 Pro zent). Die Top Titel sind China Northern Rare Earth, Lynas und Albemarle (Lithium). Das Portfolio-KGV liegt bei 21 und das Kurs/ Buchwert-Verhältnis bei 1,43. Eine mit 49 Werten breiter gestreute Alternative wäre der Global X Disruptive Materials UCITS ETF, der u.a. Kupfer-Größen wie Southern Copper, Freeport McMoran und Antofagasta, aber auch Impala Platinum und China Nort hern unter den Top Zehn hat.
Factbox: Seltene Erden
Laut U.S. Geological Survey (Januar 2025) fallen 69 Prozent der Mi nenproduktion und rund 49 Pro zent der Reserven auf China. Je nach Statistik kontrolliert Chi na 85 bis 90 Prozent der Weiter verarbeitung Seltener Erden. Laut Stöferle ist Europa bei schwe ren Seltenen Erden wie Terbi um und Dysprosium zu 100 Pro zent von China abhängig. Rund 92 bis 95 Prozent der welt weiten Kapazitäten der Magnet produktion befinden sich der zeit laut Wagner in China. EU-Ziel: 25 Prozent der kritischen Rohstoffe sollen bis 2030 aus Re cycling stammen. Laut Wagner kann die Entwicklung effizienter Recyclingmethoden für Seltene Er den mehr als fünf Jahre dauern. Die Erschließung neuer Vorkommen inklusive Genehmigungen kann fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen, der Ausbau der Weiterverarbei tungskapazitäten zwei bis fünf Jahre.
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