GELD-Magazin, Nr. 3/2025
AKTIEN . Deutschland
Der stärkste Aktienindex Zwar gab es in Deutschland im ersten Quartal 2025 nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, im Gesamtjahr wird gar ein Nullsummenspiel erwartet. Doch der DAX eilt unverdrossen von Hoch zu Hoch. WOLFGANG REGNER
V om kranken Mann an Rhein und Elbe ist in Frankfurt am Main je denfalls nichts zu spüren. Hier klatschen die Aktienhändler regelmäßig neue Indexrekorde feuchtfröhlich ab. Und das, obwohl die Makro-Wirtschaftsdaten gar nicht gut aussehen: Deutschland steckt in ei ner veritablen Stagflation. So wird im Ge samtjahr laut Sachverständigenrat höch stens eine schwarze Null herauskommen. Gleichzeitig sinkt die Inflation nicht mehr weiter: sie lag im Mai unverändert bei 2,1 Prozent. Das liegt vor allem am höheren Lohnwachstum als in anderen EU-Ländern, was allerdings den privaten Konsum bisher nicht angetrieben hat. Zudem haben viele Unternehmen in Erwartung der US-Zölle Ex porte in die USA vorgezogen, der zu erwar tende Dämpfer muss erst verdaut werden. Zuletzt gingen die Exporte bereits zurück und auch die Industrieproduktion schwä chelte. Das Sonderprogramm der Bundesre gierung über 500 Milliarden Euro für Vertei digung und Infrastruktur bietet zwar Chan cen: ob sie Unternehmen, die aktuell wegen der Zollunsicherheiten ihre Investitionen aufschieben auch nützen, sei dahingestellt. Deutsche Konzerne schwächeln Im ersten Quartal 2025 konnten die DAX Konzerne ohne Banken ihren Umsatz zwar um 3,3 Prozent auf 458,9 Milliarden Euro steigern. Aber immerhin zehn Unternehmen – unter anderem BMW, Mercedes-Benz, BASF und Bayer – mussten einen Umsatz rückgang hinnehmen. 16 der insgesamt 40 DAX-Konzerne erzielten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen niedrigeren opera tiven Gewinn. Insgesamt sank der Gewinn der DAX-Konzerne vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 8,1 Prozent auf 44,8 Milliarden
Euro. Gegen diesen negativen Trend konnte sich die Deutsche Telekom entwickeln. Die Bonner profitierten von dem weiter starken Kundenzuwachs in den USA und dem deut schen Mobilfunkgeschäft. Im Breitband lief es hingegen abseits des Glasfaserausbaus nicht mehr so gut. Doch die Telekom macht mehr als drei Viertel ihres Geschäfts im Aus land, und dort performt sie gut. Das opera tive Ergebnis im ersten Quartal stieg um 7,9 Prozent auf knapp 11,3 Milliarden Euro. Tutto Gas bei BMW? Deutsche Autoaktien sind – teilweise jeden falls – besser als ihr Ruf. Hohe Konjunktur abhängigkeit und Kapitalbedarf und die im Durchschnitt niedrigen Margen lassen Anle ger einen Bogen um den Sektor machen. Doch man muss zwischen dem Massen- und dem Premiumsegment unterscheiden. Letz teres bietet durchaus Chancen, etwa Mercedes und BMW. Ihre Produkte heben sich von der Masse ab. Beide verfügen über umfangreiches exklusives Know-how im Auto mobilbau. Mit BAIC hat Mercedes seit zwan zig Jahren einen leistungsstarken Joint-Ven ture-Partner in China an der Seite. BMW ist der größte Autoexporteur der USA. Das Zu liefernetzwerk ist inzwischen genau auf den Bedarf abgestimmt. Beide Unternehmen ar beiten mit einem hohen „Local Content“, sie fertigen einen Großteil der Autos in den Ab satzländern. Sie haben eigens für chinesi sche oder US-Kunden passende Produkte wie Langversionen oder XXL-Geländewagen im Angebot; ein Mehrwert, den selbst die an der Börse hochgejubelte Tesla nicht bietet. Und sie fahren auch in der E-Mobilität – im Gegensatz zu Tesla – auf der Überholspur, jedenfalls in Europa. Die letzten Zulassungs zahlen zeigen trotz des Förderstopps zwei
stellige Zuwächse. Tesla hingegen muss her be Einbußen verkraften. BMW hat 15.000 Mitarbeiter allein im Bereich Forschung und Entwicklung (R&D). Mercedes gibt jedes Jahr zehn Milliarden Euro dafür aus. Es ist bisher die einzige Automarke, deren Fahr zeuge von den fünf Stufen bis zum vollauto matisierten Fahren auf Level 3 autonom fah ren können. Selbst Tesla und die chinesische Konkurrenz sind nicht so weit. Kurzfristig sehen die Unternehmenszahlen schlecht aus. BMW etwa musste im ersten Quartal einen Gewinneinbruch von 26,4 Prozent verkraf ten, Mercedes sogar ein Minus von 43 Pro zent. Doch das ist die Vergangenheit – mit relativ hohen Vergleichswerten. In der Zu
DAX . Neuer Indexrekord
24.000 20.000 21.000 22.000 23.000 18.000 19.000 16.000 17.000 15.000 14.000
´25
2023
2024
Der deutsche Leitindex hat sich von dem Kursschock der ersten Aprilwoche nach kurzer Schockstarre deutlich erholen können. Die wichtige 200-Tages-Linie wurde nicht nur zurückerobert, sondern der Index konnte bei 24.350 Punkten so gar ein neues Rekordhoch erzielen, wo bei alle neuen Widerstände klar durch brochen wurden. Damit geht der Trend weiterhin aufwärts und investierte Anle ger sollten das Stopp auf 18.340 Punkte nachziehen.
66 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025
Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online