GELD-Magazin, Nr. 3/2025

VERSICHERUNG . Altersvorsorge

Zwei Säulen im Wandel

Trotz wachsender Belastung des staatlichen Pensionssystems bleiben zweite und dritte Säule unter ihrem Potenzial. Ihre Stärkung ist entscheidend für eine nachhaltige Alterssicherung und eine Entlastung des Budgets. CHRISTIAN SEC

Zwei schwächelnde Säulen Die zweite und dritte Säule könnten – bei entsprechender Ausgestaltung – sowohl zur individuellen finanziellen Sicherheit im Al ter beitragen als auch den Staatshaushalt entlasten. Doch genau hier liegt das Pro blem: Beide zusätzlichen Säulen fristen – im internationalen Vergleich – nach wie vor ein Nischendasein. So wurde etwa die betrieb liche Vorsorge gemäß § 3 (1) Z 15a EStG seit 50 Jahren nicht angepasst. Der steuer begünstigte Maximalbetrag ist weiterhin bei 300 Euro jährlich eingefroren. In der Praxis reicht dieser Betrag nicht aus, um eine subs tanzielle Zusatzpension aufzubauen, erklärt Thomas Url, Pensionsexperte des WIFO und Mitglied der Alterssicherungskommission. „Selbst bei lückenloser Einzahlung über das gesamte Erwerbsleben bleibt die angesparte Summe unter dem Abfindungsminimum von Pensionskassen“, rechnet Url vor. Der Versicherungsverband (VVO) wird in ei ner Aussendung konkret: „Eine deutliche Anhebung ist unaufschiebbar und trägt zur breiten sozialen Absicherung bei.“ Zusätz lich könnten Modelle wie die Gehaltsum wandlung, wie sie in Deutschland längst etabliert sind, auch in Österreich eingeführt werden, erklärt Url. (In Deutschland besteht ein Rechtsanspruch auf Entgeltumwand lung bis zu vier Prozent der Beitragsbemes sungsgrenze der Deutschen Rentenversiche rung – das entspricht 3.864 Euro im Jahr 2025.) Damit könnten Arbeitnehmer frei willig einen Teil ihres Bruttogehalts in die betriebliche Vorsorge einzahlen – unabhän gig davon, ob ihr Arbeitgeber aktuell eine Pensionskassenlösung anbietet. Derzeit ist das in Österreich nur möglich, wenn der Ar beitgeber bereits einen Pensionskassenver trag hat. Der WIFO-Ökonom verweist da

D er demografische Wandel, die steigende Lebenserwartung und ein wachsender Finanzierungsbe darf üben massiven Druck auf das umlagefi nanzierte System der staatlichen Alterssi cherung aus. Zwar bietet das staatliche Sys tem weiterhin eine international überdurch schnittliche Nettoersatzrate von rund 87 Prozent, doch wird dieses Niveau zuneh mend durch steigende Zuschüsse aus dem Bundesbudget erkauft. Bereits heute fließt jeder vierte Euro des Bundeshaushalts in die Pensionen – Tendenz steigend. Hinzu kommt die ungünstige Entwicklung der Be völkerungspyramide: Prognosen zufolge wird der Anteil der über 65-Jährigen bis 2030 von derzeit rund 20 auf über 23 Prozent steigen. Auch deshalb müssen laut Mittel fristgutachten der Alterssicherungskommis sion in den nächsten fünf Jahren zusätz liche sieben Milliarden Euro für Pensionen aufgebracht werden. Die Dringlichkeit von Reformen ist also offensichtlich.

Veraltet und ineffizient: Es wäre höchst an der Zeit, die zweite und dritte Säule attraktiver zu gestalten und ins Pensionssystem zu integrieren.

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80 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025

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